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Umsetzende Organisation(en)
Fachhochschule Wiener Neustadt GmbH
Kontaktperson
Verena Tatzer-Hanten
Kontakt-E-Mail
verena.tatzer-hanten@fhwn.ac.at
Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien
Kontaktperson
Katharina Heimerl
Kontakt-E-Mail
katharina.heimerl@univie.ac.at
Beginn der Laufzeit
Ende der Laufzeit
Maßnahmen-Typ
Schwerpunktthema
Voransichtsbild
Good Practice Schleife

Eine Bibliothek für alle – die demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt

Das Projekt setzte sich zum Ziel, die soziale Teilhabe und Gesundheitskompetenz von Menschen mit Demenz und betreuenden Angehörigen zu fördern sowie das Thema „Demenz“ zu entstigmatisieren. Bibliotheken und Museen sind Orte der Bildung und Begegnung. Die Bürgerservicestelle ist die erste Anlaufstelle für Bürger:innen für Information und Fragen sowie eine Behörde. Diese öffentlichen Einrichtungen stehen vor der Herausforderung, für eine Bevölkerung mit unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen niederschwellig zugänglich zu sein, dazu zählen insbesondere Bürger:innen, die mit kognitiven Einschränkungen leben.

Praxispartner:innen waren die Bibliothek im Zentrum, die Bürgerservicestelle und das Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt. Kooperationspartner:innen waren die Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria und die Angehörigenservicestelle Demenz der Caritas.

Es handelte sich um ein partizipatives Gesundheitsforschungsprojekt. Bedarfe und Bedürfnisse der Beteiligten wurden durch Interviews, Walking Interviews, Fokusgruppen und Online-Surveys erhoben und als Grundlage für Workshops und die Umsetzungen in Praxisprojekten nutzbar gemacht. Wissen zur Kommunikation, zur Gesundheitskompetenz und zur räumlichen Gestaltung eines demenzsensiblen Umfelds wurde vermittelt. Die Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria mit einer Person mit Vergesslichkeit war Teil der Steuergruppe. Aufgrund der COVID-19 Pandemie waren Konzeptanpassungen erforderlich.

Es gelang, die drei Organisationen zu demenzsensiblen Organisationen weiterzuentwickeln, welche soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz und betreuenden Angehörigen ermöglicht. Mitarbeitende zeigten Wissens- und Kompetenzzuwächse. Es fanden Anpassungen des räumlichen Umfeldes statt und weiterführende sind geplant. Die Bibliothek erhöhte ihre demenzspezifischen Medien. Des Weiteren wurden neue Veranstaltungsformate geschaffen. Viele Änderungsprozesse und neue Impulse wurden vor allem durch die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren in der Kommune (Bildung, Kultur, Verwaltung, Soziales, Gesundheit) ermöglicht. Das erforderte vom Projektteam viel an Kommunikation, Koordination und Begleitung, trug aber wesentlich zum Gelingen bei.

Erfüllte Good Practice Kriterien

  • Spezialkriterium: Gesundes Altern
  • Qualitätskriterien der Gesundheitsförderung
  • Übertragbarkeit und Weiterentwicklung
  • Wirkannahme & -modell
  • Evaluation der Wirksamkeit

Problembeschreibung

Die gesundheitsrelevante Ausgangslage für die Maßnahme „Eine Bibliothek für Alle – die demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt“ ergibt sich aus der demografischen Entwicklung und der steigenden Zahl von Menschen mit Demenz in Österreich. Laut Statistik Austria wird die Anzahl der Menschen mit Demenz bis 2050 voraussichtlich auf über 300.000 steigen (Statistik Austria, 2019). Diese Erkrankung stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen, sowohl im Alltag als auch bei der sozialen Teilhabe. Menschen mit Demenz sind häufig von Stigmatisierung, sozialer Isolation und einem Rückzug aus öffentlichen Räumen betroffen (Link & Phelan, 2001).

In Wiener Neustadt selbst zeigt sich der Handlungsbedarf deutlich: Hier leben überdurchschnittlich viele ältere Menschen, die potenziell von einer demenzfreundlichen Infrastruktur profitieren könnten.  Die Teilhabe am öffentlichen Leben ist für Menschen mit Demenz häufig erschwert – sei es durch Barrieren in der physischen Umwelt oder durch Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Demenz auf Seiten der Gesellschaft. Hinzu kommt, dass Angehörige von Menschen mit Demenz häufig unter erheblichem psychischem und physischem Stress leiden (WHO, 2017) und gleichzeitig einen Großteil der Versorgung übernehmen. Diese Situation führt zu einer erheblichen Belastung und zu einem erhöhten Risiko für Einsamkeit, Stress und Depressionen bei pflegenden Angehörigen.

Die demenzfreundliche Bibliothek adressiert diese Problemlagen, indem sie als niedrigschwelliger Begegnungsort dient, soziale Teilhabe fördert, stigmatisierende Barrieren abbaut und durch gezielte Sensibilisierung und Bildungsangebote die Gesundheitskompetenz stärkt.